Die Historie zur Klostergründung


Die Historie des Kloster Wittichens reicht knapp 700 Jahre in die Vergangenheit: 1291 wurde unweit von Wittichen die spätere Klostergründerin Luitgard geboren. Nachdem sie in jungen Jahren zunächst lange Zeit im Beginenkloster Oberwolfach verweilte, kehrte sie 1324 nach Wittichen zurück. Dort gründete sie mit 33 Schwestern eine Klause - das heutige Kloster Wittichen.

Das Kloster liegt in einem engen Seitental der Kinzig, zwischen Schenkenzell und Reinerzau. Hier steht noch der alte Langbau des Klosters sowie die barocke Klosterkirche. In dieser beschaulichen Gegend befindet sich außerdem eines der einstmals bedeutendsten Bergbauzentren im mittleren Schwarzwald.

 

Wer war die Heilige Luitgard?


Luitgard von Wittichen ist die ursprüngliche Gründerin des Klosters. Sie wurde 1291 im Schenkenzeller Ortsteil Kaltbrunn-Vortal geboren und war 12 Jahre alt, als sie sich zunächst für lange Zeit in das Beginenkloster Oberwolfach begab. Nach knapp 20 Jahren soll ihr dort Gott erschienen sein, der ihr die Erbauung eines neuen Gotteshauses auftrug.

Damit Luitgard Unterstützer für dieses Vorhaben findet, begab sie sich auf Pilgerreisen. Diese führten sie sogar bis in die nördliche Schweiz und nach Tirol. Schließlich haben wohl die Herren von Geroldseck ihre Hilfe zugesagt - ein Adelsgeschlecht der Ortenau. Diese boten Luitgard ein Stück Land im Witticher Tal an, sodass sie 1324 tatsächlich in ihre Heimat zurückkehrte. Zusammen mit 33 anderen Glaubensschwestern eine Klause.

Luitgard zeigte zu ihren Lebtagen große Liebe zu den Mitmenschen. Oft sei sie sogar so freigiebig gewesen, dass sie selbst Hunger litt. Nach der Gründung stand sie dem Kloster Wittichen 25 Jahre lang als Äbtissin vor, bis sie am 16. Oktober 1347 starb.

An ihrem Grab geschahen laut Überlieferungen viele Wunder. Das größte Wunder aber geschah im Grab selbst, als im Jahre 1629 der Sarg geöffnet wurde. Das Gehirn der Toten soll völlig unversehrt vorgelegen haben und weder Ärzte noch Chemiker konnten eine natürliche Ursache zur Erklärung dafür finden. Seither pilgerten Hunderttausende von Gläubigen nach Wittichen, um hier beten zu können.

Jährlich am zweiten Sonntag im Oktober findet in Wittichen das Luitgardfest statt. Nach dem feierlichen Gottesdienst in der barocken Klosterkirche findet eine Prozession zu Ehren der Klostergründerin durch das Witticher Tal statt. Pilger und Gläubige, Fahnen- und Trachtenträger sowie der Musikverein Schenkenzell sind regelmäßige Teilnehmer dieser heiligen Kirchenfeier.

Der Blick auf Kaltbrunn-Vortal, der Geburtsort Luitgards. Im Hintergrund die alte Klosterkirche (1937)

 

Das Kloster Wittichen damals und heute


Die ersten Jahre nach der Gründung verliefen für das Kloster überaus schwierig, vor allem da die Anstrengungen schon im Jahr 1327 durch einen ersten Brand zunichte gemacht wurden. Doch schon in den 1330er Jahren sind Belege über Schenkungen an das Kloster Wittichen erhalten, die Besitzzuwachs nicht nur in der nächsten Kaltbrunner Umgebung, sondern darüber hinaus bis in der Schweiz belegen.

1330 konnte die Klosterkirche Aller Heiligen geweiht werden, 1376 nahm die Gemeinschaft die Klarissenregel an. Zu dieser Zeit sollen bis zu 100 Nonnen im Kloster gelebt haben.

Im 15. Jh. gelang es dem Kloster auch päpstliche und kaiserliche Schutzbriefe zu erhalten, die es direkt dem apostolischen Stuhl unterstellten und ihm Steuerbefreiungen zusicherten.


Aufstieg und Verfall - Auswirkungen der Reformation

In Wittichen und Kaltbrunn bewirtschafteten die Nonnen Güter in Eigenbau. Schon 1336 waren eine Getreide- und eine Sägemühle in Klosterbesitz. Die Nonnen verfolgten im 14. Jahrhundert eine gezielte Besitzpolitik, womit die Einnahmen kontinuierlich stiegen. Bis zum 15. Jahrhundert wurden Schaffneien zur Besitzverwaltung in Wittichen, Horb, Rottweil, Hochmössingen, Gengenbach, Brugg (Schweiz), Lahr, Straßburg und Villingen eingerichtet.

1540 führte Graf Wilhelm von Fürstenberg die Reformation ein. In den Folgejahren wurde Klosterbesitz veräußert sowie die meisten Wertgegenstände und urkundliche Unterlagen entfernt und teilweise verschenkt. Die Reformation und ihre Folgen brachten das Kloster fast zur Auflösung, und es scheint niemals wieder die früheren wirtschaftlichen (und politischen) Handlungsspielräume erlangt zu haben. Die Zahl der Schwestern verringerte sich zeitweise bis auf zwei Nonnen.


Das Kloster während und nach dem 30-jährigen Krieg

Erst nachdem Wilhelms Bruder Friedrich die Herrschaft im Kinzigtal übernommen hatte und die Gegenreformation einsetzte, gab es für das Kloster wieder eine Zukunft. Die Bemühungen um eine neuerliche Konsolidierung in geistlicher wie wirtschaftlicher Hinsicht erfuhren durch Plünderungen im 30-jährigen Krieg und Brände in den Jahren 1640 und 1663 schwere Rückschläge.

Am Aufschwung des Bergbaus im 18. Jh. hatte das Kloster nur indirekt teil, vor allem durch Beherbergung und Verpflegung der Teilhaber an den Gewerkschaften und fürstenbergischer Amtleute. Ein Gästehaus und einen Ausschank gab es schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

Trotz aller Schwierigkeiten war das Kloster mit dem Grab seiner Gründerin Luitgard, die wie eine Heilige verehrt wurde, nach wie vor ein spiritueller Referenzpunkt und Ziel von Wallfahrten aus der Umgebung. Nach der Graböffnung von 1629, bekam die Luitgard-Verehrung spürbar Auftrieb.


Auflösung des Klosters und Abriss großer Teile

Im Zuge der Säkularisation im Jahr 1803 wurde das Kloster Wittichen aufgelöst und kam in den Besitz des Hauses Fürstenbergs. Die Klosteranlagen wurden wenig später in ein Blaufarbenwerk umgewandelt. Da die Instandhaltung des Klosters allmählich zu kostspielig wurde, wurden zwischen 1855 bis 57 große Teile des Klosters abgerissen.

Vom Kloster ist heute nur noch der historische Langbau, der alte Klosterstall sowie die Klosterkirche von 1681 übrig. Heute befinden sich die alten Klosteranlagen mitsamt der historischen Nebenanlagen im Besitz der Gemeinde Schenkenzell. 

Gasthaus zum Kloster

Die Geschichte vom Gasthaus zum Kloster reicht mehr als 100 Jahre zurück - heute steht es als Gruppenhaus zur Verfügung. Weitere Informationen zum Klösterle findest du hier.